- Startseite /
- Psychische Erkrankungen /
- Zwänge
Was ist eine Zwangserkrankung?
Hast du immer wieder Gedanken wie zum Beispiel ...
- … dass du aus Versehen dich selbst oder jemand anderes stark verletzen könntest, z.B. mit einem Messer?
- … dass bei der Berührung eines Toilettendeckels eine Krankheit übertragen wird?
- … dass du das Glätteisen nicht ausgeschaltet haben könntest?
Oder musst du bestimmte Dinge immer wieder tun, zum Beispiel ...
- … alles muss geputzt/gewaschen/desinfziert werden, wie beispielsweise die Hände?
- … kontrollierst du häufg Dinge oder machst du Dinge immer wieder auf und zu?
- … zählst du bestimmte Dinge immer wieder ab?
Erstmal ist es ganz wichtig, dass sehr viele Menschen ab und zu mal solche aufdringlichen Gedanken haben. Das ist völlig normal. Manchmal werden diese Gedanken aber sehr belastend, oder man kann mit den Handlungen gar nicht mehr aufhören. Dann könnte es vielleicht ein Anzeichen dafür sein, dass diese Gedanken oder Handlungen „Zwänge“ sind.
Kurz erklärt...
Personen mit einer Zwangsstörung leiden unter Gedanken, die unkontrolliert immer wieder kommen und die sie nicht einfach abschalten können. Oft finden die Personen diese Gedanken sehr unangenehm oder haben sogar Angst vor ihnen. Um diese Gedanken loszuwerden, tun sie dann Dinge, die anderen oder sogar ihnen selbst ungewöhnlich vorkommen.
Zum Beispiel waschen sie die Hände sehr lange oder oft, nachdem sie Geld angefasst haben, sie kontrollieren Dinge im Haus mehrmals, bevor sie rausgehen können oder sie tun immer wieder etwas in einer ganz bestimmten Abfolge.
Du möchtest wissen, wie Zwänge entstehen und wie man diese behandeln kann? Oder du kennst eine Person, die an einer Zwangserkrankung leidet und willst sie unterstützen? Auf dieser Seite findest du Auskunft und Tipps dazu und kannst dich über verschiedene Hilfsangebote informieren!
Du findest nicht, wonach du suchst?
Starte jetzt mit unserem Wegweiser-Quiz und finde Antworten auf deine Fragen!
Super, du hast es fast geschafft!
Nur noch ein paar wenige Fragen und du erhältst auch schon dein Ergebnis.
Super, du hast das Wegweiser-Quiz abgeschlossen!
Wir wünschen dir sehr viel Spaß auf deiner Erkundungssreise:
Du möchtest das Quiz nochmal wiederholen? Dann starte es hier ganz einfach neu:
Mein Kompass – Wegweiser-Quiz: Finde deinen Weg
Schön, dass du da bist!
Der erste Schritt, um dich besser zu fühlen ist das Wegweiser-Quiz. Hier findest du Antworten auf deine Fragen! Markiere jetzt die gelbe Box um den Datenschutzbestimmungen zuzustimmen und klicke auf Weiter, um zu starten.
Information zum Datenschutz von Mein Kompass.
Hier findest du Beschreibungen von Erkrankungen.
Wozu möchtest du mehr erfahren?
Wozu möchtest du mehr erfahren?
Wähle was dich interessiert.
Super, du bist am Ziel angekommen!
TIPP: Mache einen Screenshot von den nachfolgenden Ergebnissen, da diese nicht gespeichert werden!
TIPP: Mache einen Screenshot von den nachfolgenden Ergebnissen, da diese nicht gespeichert werden!
Deine Ergebnisse
Aufgrund deiner Auswahl könnten folgende Seiten für dich interessant sein:
Du möchtest dir Hilfe holen, aber weißt nicht wo?
Mehr Informationen zu verschiedenen Therapien und Hilfsangeboten findest du hier:
HilfsangeboteMerkmale - Woran erkenne ich eine Zwangserkrankung?
Wenn man sehr bedrohliche Gedanken hat, können sie in einem das starke Bedürfnis auslösen, diese schlimmen Gedanken „wieder in Ordnung zu bringen“. Genau dieses „wiedergutmachen“ erfolgt meist durch andere Gedanken oder Handlungen, die einem diese Angst und Anspannung zumindest kurz nehmen.
Bei einer Zwangsstörung unterscheidet man zwischen Zwangsgedanken und Zwangshandlungen.
Zwangsgedanken
... sind Vorstellungen, Gedanken oder Impulse, die man selbst unsinnig oder übertrieben findet. Dennoch drängen sich diese Gedanken immer wieder auf und lösen deshalb unangenehme Gefühle, wie Ängste, aus.
- Unangenehme Gedanken, die einem in den Kopf kommen, ohne dass man es will
- Bilder im Kopf, was für schlimme Dinge passieren könnten (z.B. das Haus brennt, weil das Glätteisen noch an ist)
- Zwangsgedanken können einem Angst machen oder sie machen unruhig
- Die Gedanken gehen nicht sofort wieder weg; meist erst, wenn eine Zwangshandlung ausgeführt wird
Zwangshandlungen
... sind sich wiederholende Verhaltensweisen (Handlungen), die meistens gleich ablaufen müssen und zu denen man sich gedrängt fühlt, obwohl man es übertrieben oder sinnlos findet.
Trotzdem hat man das Verlangen, so zu handeln, weil dadurch oft Ängste, Unwohlsein oder Ekel schwächer werden können. Ausgelöst werden diese Handlungen meist durch Zwangsgedanken.
- z.B. Hände waschen, Steckdosen kontrollieren, im Gedanken etwas wiederholen
- Müssen meist sehr oft wiederholt werden (z.B. etwas mehrfach kontrollieren) oder dauern einige Zeit (z.B. die Hände deutlich länger als andere Personen waschen)
- Man weiß, dass die Handlungen übertrieben oder sinnlos sind, kann es aber nicht lassen und leidet darunter
Aber keine Angst – nur wenn man ein oder zwei Mal nachschaut, ob man die Tür auch wirklich abgeschlossen hat, ist das nicht gleich eine Zwangsstörung.
WICHTIG: Das sind Anhaltspunkte. Ob wirklich eine Zwangsstörung vorliegt, kann nur ein/e Expert:in entscheiden.
Wenn du allerdings das Gefühl hast, du könntest eine Zwangsstörung haben, suche dir möglichst schnell Hilfe. Denn ohne eine Behandlung werden die Zwangsgedanken und Zwangshandlungen meist immer stärker.
Zwangsgedanken und Zwangshandlungen - Ein Kreislauf
Der Kreislauf aus Zwangsgedanken und Zwangshandlungen
Zwangsgedanken lösen ein Gefühl aus, das unangenehm ist. Meist denken die Personen, dass eine Situation für sie oder andere gefährlich werden kann. Zum Beispiel: Wenn ich meine Hände nicht wasche, werde ich krank. Oder: Wenn ich das Glätteisen anlasse, dann kann es im Haus brennen. Es entsteht ein Drang, die Gefahr abzuwehren.
Die Zwangshandlung soll die gefährliche Situation oder ein schlimmes Ereignis verhindern.
Durch das Ausführen der Zwangshandlung (Waschen/Nachschauen) werden das unangenehme Gefühl und die Gedanken erst einmal beruhigt. Oft vermeiden die Leute irgendwann Zwangssituationen, indem sie zum Beispiel weniger rausgehen.
Das Problem?
Das Problem dabei ist, dass man andere schöne Dinge im Leben oft wegen der Zwänge weniger macht. Man trifft sich zum Beispiel weniger mit Freunden, weil man viel Zeit braucht für die Zwangshandlungen. Oder man kann sich manchmal einfach nicht konzentrieren, weil man ständig die Zwangsgedanken im Kopf hat.
Es ist also wichtig, dass man sich mit einer Zwangserkrankung schnell Hilfe holt!
Inhalte von Zwangshandlungen
Wasch- und Reinigungszwänge
Gedanke: Angst vor Verunreinigung oder Ansteckung mit einer Krankheit
Handlung: Langes Händewaschen, sich während des Duschens an ein „Dusch-Ritual“ halten, übermäßiges Putzen von Alltagsgegenständen, wie deinem Handy
Kontrollzwänge
Gedanke: Angst, dass etwas Schlimmes passieren könnte (z.B. Feuer, Einbruch, …)
Handlung: Kontrollieren von Elektrogeräten wie dem Toaster oder Glätteisen oder ob die Haustüre wirklich abgeschlossen ist
Wiederholungs- und Zählzwänge
Gedanke: Angst, dass ein Unglück eintritt, wenn ein bestimmtes Ritual nicht durchgeführt wird (magisches Denken)
Handlung: Verschiedene alltägliche Handlungen (z.B. Schlucken) nur in einer bestimmten Anzahl durchführen.
Sammel- und Aufbewahrungszwänge
Gedanke: Angst, dass diese Gegenstände irgendwann wichtig werden könnten und man sie noch brauchen kann (z.B. Papier)
Handlung: Sammeln von Papiermüll, Kassenzetteln oder anderen Gegenständen
Weitere Inhalte findest du unter der Checkliste für Zwangsstörungen:
Checkliste Zwangsstörungen: https://www.uniklinikum-dresden.de/de/das-klinikum/kliniken-polikliniken-institute/kjp/behandlung/behandlungsschwerpunkte/zwangsstoerungen/checkliste-zwangsstoerungen
Ursachen für Zwangserkrankungen
Für das Entstehen einer Zwangserkrankung gibt es nie nur einen einzelnen Grund. Meist müssen mehrere verschiedene Ursachen zusammenkommen, damit eine Zwangsstörung entsteht.
Gene
Kinder, bei denen die Eltern oder ein Elternteil eine Zwangsstörung haben, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit später auch eine Zwangsstörung zu entwickeln. Das bedeutet aber nicht, dass man auf jeden Fall eine Zwangserkrankung bekommt, sondern nur, dass man es leichter bekommt als andere, deren Eltern keine Zwangsstörung haben. Es müssen allerdings oft noch andere Dinge dazukommen, damit eine Zwangserkrankung entsteht.
Neurobiologie
Eine weitere Rolle spielen wichtige Prozesse im Gehirn. Bei Menschen mit einer Zwangsstörung sind bestimmte Bereiche im Gehirn aktiver, als sie sein sollten. Diese Bereiche werden durch den Botenstoff Serotonin beeinflusst. Serotonin nennt man auch „Glückshormon“. Es beruhigt uns und sorgt dafür, dass wir uns wohlfühlen.
Bei einer Zwangsstörung haben Betroffene oft zu wenig Serotonin. Dadurch fehlt die Beruhigung, die der Botenstoff normalerweise mit sich bringt.
Erziehung
Ein weniger biologischer, sondern vielmehr sozialer Faktor ist der erlebte Erziehungsstil der Eltern. So erkranken Menschen eher an einer Zwangsstörung, wenn sie von ihren Eltern sehr häufig kritisiert und wenig gelobt werden. Es kann aber auch sein, dass die Eltern zu stark versuchen, ihr Kind vor allen Gefahren zu beschützen.
WICHTIG: Beachte bitte, dass der Erziehungsstil meist nicht allein für eine Erkrankung verantwortlich ist! Es müssen andere Gründe dazukommen, dass eine Zwangsstörung entsteht.
Persönlichkeitsfaktoren
Ein weiterer möglicher Faktor ist, wie jemand mit Angst umgehen kann. Wir alle haben immer wieder Angst. Wir gehen allerdings jeder anders damit um. Menschen, die auf eine mögliche, wenn auch kleine Gefahr mit viel Angst reagieren, erkranken eher an einer Zwangsstörung.
Man kann aber lernen, wie man mit seiner Angst gut umgehen kann, z.B. in einer Therapie.
Außerdem haben Menschen, die sehr perfektionistisch sind, die also alles ohne den kleinsten Fehler machen wollen, auch ein größeres Risiko an einer Zwangsstörung zu erkranken.
Für Freunde und Familie
DO's
- Informiere dich über Zwangsstörungen.
- Nimm die andere Person ernst. Es kann sein, dass die Zwänge sich übertrieben anhören und du es nicht verstehst, aber die andere Person kann da wirklich drunter leiden.
- Wenn du längere Zeit jemandem bei der Durchführung von Zwangshandlungen unterstützt hast, legt gemeinsam fest, in welchen Situationen nach und nach nicht mehr unterstützt wird.
- Sage klar, was für dich ok ist und was nicht.
- Wenn die Zwänge die Person einschränken, dann versuche gemeinsam nach Hilfe zu suchen.
- Achte auf dich selbst. Mache weiterhin Dinge, die dir Spaß machen.
- Lobe dein Kind/den/die Betroffene:n für Fortschritte und zeige Verständnis für Rückfälle.
- Sei wertschätzend, z.B. indem du der Person zuhörst und auch für andere Dinge in seinem/ihrem Leben Interesse zeigst.
- Sei bereit bei Anfrage auch mit in die Therapie zu kommen.
DONT's
- Versuche nicht die Zwänge zu unterstützen. Zum Beispiel die Handlungen mitmachen (Kontrollieren, Waschen, ...).
- Sag dem/der Betroffenen nicht, dass er/sie sich zusammenreißen soll.
- Nimm die Zwänge des/der Betroffenen nie persönlich. Er/sie macht das nicht absichtlich, um dich zu ärgern.
- Vermeide zu hohe Ansprüche an die betroffene Person.
- Mache die Erkrankung nicht zum Hauptthema in der Familie/im Freundeskreis, aber mache auch kein Tabuthema daraus.
- Der (Familien-)Alltag sollte nicht von der Zwangsstörung bestimmt werden, Zeit für Freizeitaktivitäten und Hobbys sind wichtig.
- Mach dich nicht lustig über die Zwänge. Sag nicht, dass das total übertrieben ist – meistens weiß die Person das selber, und du hilfst ihr damit nicht.
Behandlung und Hilfe
Wenn du denkst, du könntest eine Zwangsstörung haben, hole dir Hilfe bei einem/r Psychotherapeut:in oder einem/r Ärzt:in oder sprich mit einer Person, der du vertraust.
Erstmal muss ein/e Therapeut:in oder Ärzt:in klären, ob du überhaupt eine Erkrankung hast. Dann kann man schauen, welche Behandlung für dich gut wäre. Denn ohne eine Behandlung werden Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen meist immer stärker. Deshalb sollte man schnell handeln!
Was kann mir helfen?
Eine Zwangserkrankung wird meist mit Hilfe einer Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten behandelt.
Psychotherapie
Das Ziel bei einer Therapie ist, dass die Zwangsgedanken weniger stark werden. Du kannst lernen, wie du gut mit ihnen umgehen kannst. Oft wird bei einer Therapie auch geübt, wie Zwangshandlungen weniger werden können, damit du wieder mehr Zeit für andere schöne Dinge im Leben hast.
Bei einer Zwangsstörung wird vor allem die kognitive Verhaltenstherapie empfohlen, in der viel mit Übungen (sog. Exposition) gegen die Zwänge gearbeitet wird.
Ohne Therapie bleiben die Zwänge bei zwei Drittel der Erkrankten weiterhin bestehen. Bei einem Drittel kommt es dagegen zu einem Wechsel zwischen oftmals sogar symptomfreien Zeiten (also gar keinen Zwängen mehr) und Phasen, in denen die Zwänge schubartig wieder auftreten. Die Auslöser sind dann meist psychische Belastungen und Stress. Umso wichtiger ist es, den Umgang mit Belastungen zu üben.
Medikamente
Eine Zwangsstörung kann auch mit verschiedenen Medikamenten behandelt werden. Die Medikamente sollen Botenstoffe im Gehirn wieder ins Gleichgewicht bringen oder überaktive Bereiche im Gehirn etwas beruhigen.
Dabei ist wichtig zu wissen: Medikamente allein können die Zwangsgedanken allerdings nicht erfolgreich behandeln.
Studien haben gezeigt, dass Medikamente und eine Psychotherapie zusammen am besten bei einer Zwangsstörung helfen können.
Hier kannst du mehr erfahren.
Tipps und Links
Suchst du weitere Informationen zur Zwangserkrankung?
Hier findest du mehr dazu und kannst nach passenden Hilfsangeboten suchen.
Andere Websites entdecken
Weitere Informations- und Hilfeseiten zu Zwangserkrankungen haben wir hier für dich gesammelt:
Erkrankungen im Überblick
Woher wir das wissen
- Rufer, M. & Voderholzer, U. (o. D.). Was sind Zwangserkrankungen? Neurologen-und-Psychiater-im-Netz.org. Abgerufen am 18. November 2021, von https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik- psychotherapie/erkrankungen/zwangserkrankungen/was-sind-zwangserkrankungen/
- Schweizerische Gesellschaft für Zwangsstörungen. (o.D.). Was ist normal, was nicht? Abgerufen am 22. November 2021, von https://www.zwaenge.ch/de/kinder
- Dresden.de. Abgerufen am 22. November 2021, von https://www.uniklinikum-dresden.de/de/das- klinikum/klinikenpoliklinikeninstitute/kjp/behandlung/behandlungsschwerpunkte/zwangsstoerungen/checkliste zwangsstoerungen
- Wittchen, H. U., & Hoyer, J. (2011). Klinische Psychologie & Psychotherapie (Vol. 1131). Heidelberg: Springer.
- Zwangsstörung: Verlauf, Diagnose und Häufigkeiten. (o. D.).therapie.de. Abgerufen am 22. November 2021, von https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/zwang/verlauf-diagnose/